Seit 2007 hat metroZones e.V. seine Adresse in der Lausitzer Straße 10 in Berlin-Kreuzberg. Das Zentrum für städtische Angelegenheiten initiiert Kunst- und Forschungsprojekte und erkundet weltweit städtischen Alltag sowie urbane Konflikte. Die Nutzer_innen der Lausitzer Straße 10 und des benachbarten Hauses Nummer 11 werden nun ebenso wie zahlreiche andere Mieter_innen und Gewerbetreibenden der Umgebung direkt von den Verdrängungsprozessen erfasst, die seit Mitte der neunziger Jahre die Wohn- und Gewerbestruktur in den zentralen Lagen Berlins gründlich umwälzen.
Der gegenwärtige Eigentümer der Lausitzer Straße 10/11, die deutsche Niederlassung der dänischen Immobilienfirma Taekker, hat das Maklerbüro Engel & Völkers mit dem Verkauf der beiden Immobilien beauftragt. Diese hatte Taekker vor rund zehn Jahren für weniger als 3 Millionen Euro vom Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg erworben. Ohne dass er seitdem nennenswerte Mittel für die Instandhaltung der Gebäude eingesetzt hat, möchte er nun einen 600-prozentigen Gewinn aus ihrer Veräußerung herausholen: Als Verkaufssumme sind insgesamt 19,4 Millionen Euro veranschlagt. Der Plan sieht eine Umwandlung in „Geschäftshäuser mit Loftkomplex“ vor. Die Investoren, die derzeit die Liegenschaft besichtigen, schwärmen von künftigen Mietpreisen von 50 Euro pro Quadratmeter und mehr.
Für die Menschen, die hier wohnen und arbeiten, bedeutet ein Verkauf zu diesen Konditionen: unbezahlbare Mieterhöhungen, Kündigungen, gegebenenfalls Zwangsräumungen. Unter den Mietparteien befinden sich neben den Bewohner_innen verschiedene Werkstätten, Bildungseinrichtungen, NGOs, Bürogemeinschaften, KünstlerInnen- und MedienarbeiterInnenzusammenschlüsse wie leftvision und das Peng! Kollektiv und Vereine wie etwa das Antifaschistische Pressearchiv und Bildungszentrum (apabiz), autofocus Videowerkstatt und das Umbruch Bildarchiv, die in diesem Gewerbehof schon seit mittlerweile 20 Jahren angesiedelt sind. Alle zusammen sorgen für so etwas wie die Kontinuität jener „Kreuzberger Mischung“, mit deren Beschreibung als aufregend, bunt und multikulturell ausgerechnet auch Maklerbüros selbst zum Verkauf stehende Immobilien in dem Stadtteil an den Investor zu bringen versuchen.
Mittlerweile haben sich die Mieter_innen zusammengeschlossen. Und vernetzen sich mit den anderen Häusern in Kreuzberg und darüber hinaus, die dasselbe Schicksal teilen. Eine Bewohnerin der Nummer 10 fasst ihre Haltung zusammen: „Wir lassen uns nicht im Interesse höherer Profite verdrängen: Wir bleiben alle!“ LauseBleibt e.V., der Verein der Mieter_innen und Gewerbetreibenden der Lausitzer Straße 10 und 11, befindet sich in Gründung, es existiert eine Facebook-Seite und ein Twitter-Account selben Namens. Immer mehr Medien haben schon vom sich formierenden Widerstand gegen den Verkauf der beiden Immobilien berichtet – u.a. die rbb-Abendschau und die taz.