Mobile Wohnformen, ephemere Bauten, performative Architektur sind Schlagworte, die derzeit in aller Munde sind. Sie stehen für den Wunsch nach Freiheit, Unabhängigkeit, Flexibilität sowie für die Suche nach Konzepten, durch die der umbaute Raum ebenso beweglich wird wie Menschen, Waren und Finanzen.
Symptomatisch für den gegenwärtigen Hype um das Temporäre und Provisorische ist, dass die historischen Dimensionen von Architektur auf Zeit selten reflektiert werden. An diesem blinden Fleck setzen die Forschungen in Architektur auf Zeit. Baracken, Pavillons, Container an. Am Beispiel Leipzigs wird erstmals die facettenreiche Planungs- und Nutzungsgeschichte provisorischer und temporärer Architekturen in einer Großstadt beschrieben und mit vielen Bildern dargestellt.
In Architektur auf Zeit wird durch Fotoessays ein Cluster unterschiedlicher architektonischer Konzepte und Gebrauchsweisen des temporären Bauens sichtbar gemacht. Dabei spielen provisorische Bauten zur Unterbringung von Menschen ebenso eine Rolle wie solche, die der politischen Repräsentation dienen oder die im unternehmerischen Interesse den öffentlichen Raum besetzen. Übergreifende Essays systematisieren die einzelnen Beobachtungen und legen mit Exkursen zur Geschichte von Baracken und Wohncontainern, zu Lagern in der Stadt und zu temporären Absperrungen Pfade für weitere Forschungen, die auch den regionalen und internationalen Vergleich ermöglichen. Architektur auf Zeit fixiert ein flüchtiges Phänomen im Feld von Disziplinierung, unternehmerischem Denken und Biopolitik.
Mit Beiträgen von Axel Doßmann, Karl Heinz Mai, Tom Holert, Betty Pabst, Mark Terkessidis, Jan Wenzel und Kai Wenzel.
Axel Doßmann, Jan Wenzel und Kai Wenzel (Hg.)
Architektur auf Zeit. Baracken, Pavillons, Container
metroZones 7, b_books, Berlin, 2006, deutsch / ISBN 3-933557-66-6