metroZones.Saloon #2, 6.2.2009: Istanbul gegen die Wand?

Freitag, 20.00 Uhr, Ballhaus Naunynstraße, Naunystr. 27, 10997 Berlin-Kreuzberg.

Im Frühjahr 2008 gingen Nachrichten über Zwangsräumungen und den Abriss des Istanbuler Stadtteils Sulukule durch die internationalen Medien. Heute ist ein Großteil des historischen Roma-Viertels – trotz breiten Widerstands und weltweiter Proteste – zerstört.

Die bestehenden Pläne für Parkplätze, Shopping Malls und Luxuswohnungen im „osmanischen Stil“ scheinen endgültig realisiert zu werden. Sulukule ist in Istanbul nur eines von vielen Beispielen für aktuelle (neoliberale) Umstrukturierungsprozesse. Diese treffen sowohl innerstädtische Quartiere als auch Gecekondu-Viertel, die ursprünglich an der städtischen Peripherie im Selbstbau entstanden sind.

Auch in Tarlabasi, einem Migrantenviertel in unmittelbarer Nähe des kosmopolitanen Vergnügungsviertels rund um den Taksimplatz, drohen Gentrifizierungsprozesse und massive Mieterhöhungen, einkommensschwache Bevölkerungsgruppen zu vertreiben.

Auch wenn die Situation in Istanbul durch spezifische Bedingungen geprägt ist – großmaßstäbliche Masterpläne für die Metropole, neue Stadtentwicklungsgesetze sowie besondere lokale Akteurskonstellationen –, erscheint es sinnvoll, nach Parallelen zu Auseinandersetzungen um aktuelle Verdrängungs- und Aufwertungsstrategien in Berlin zu fragen.

Wir möchten in der Veranstaltung über aktuelle urbane Konflikte in Istanbul, über Erfahrungen des (lokalen) Widerstandes und die Möglichkeiten auch transnationaler Unterstützungsnetzwerke diskutieren.

Welche Formen der kritischen Intervention gibt es bzw. hat es in Istanbul gegen städtische Umstrukturierungspläne gegeben? Welches sind zentrale Handelnde und Bündnisse? Wie werden hierbei die unterschiedlichen Interessen und Bedürfnisse der Istanbuler Bevölkerung repräsentiert? Was sind urbane „counter spaces“, und welche Bedeutung haben sie über die lokalen Konflikte hinaus? Welche Öffentlichkeiten werden angesprochen und hergestellt? Welche Formen, Ziele und Foren der transnationalen Vernetzung sind vorstellbar?

Gäste:
Pelin Tan (Soziologin/Vertreterin des Netzwerkes Sulukule Platform/Gastprofessorin an der Akademie der bildenden Künste Nürnberg/Autorin zahlreicher Beiträge zum Verhältnis von Raum, Stadtpolitik und Kunstpraktiken, Istanbul)
Orhan Esen (Historiker/Autor/Stadtführer/Mitherausgeber des Buches Self Service City: Istanbul. metroZones 4, Istanbul)
VertreterInnen des Forums Berlin Istanbul

Istanbul gegen die Wand? ist eine gemeinsame Veranstaltung von metroZones und dem Ballhaus Naunynstrasse.

Foto: Jwslubbock via Wikimedia Commons