Die Fotoschule Market Photo Workshop liegt am Rande der Innenstadt von Johannesburg, wo „Bürohäuser allmählich indischen Läden Platz machen“ (Joyce Ozynski). Hier prügelte das alte Regime vor 20 Jahren noch schwarze Pendler aus den Townships zusammen. Heute beleben Arbeitende, Händler und auch die Studierenden das vormals verlassene Westend neu. In unmittelbarer Nähe befinden sich wichtige Minibus- und Bahnknoten, welche die Metropole mit ihrem (trans)nationalen Umland verknüpft. Der einzigartige Market Photo Workshop wurde vom mehrheitlich noch durch die Apartheid geformten Lehrkörper und aus der engagierten Praxis einer „struggle photography“ gegründet. „Es gibt keinen klar identifizierbaren ‚Feind’ mehr, sondern eine hochkomplexe soziale Realität“, beschreibt Mitbegründer David Goldblatt die Gegenwart. Was bedeutet engagierte Fotografie in der Post-Apartheid? Die nachgeborenen Studierenden – jährlich 150 bis 200 – kennen das alte Regime kaum mehr aus eigener Anschauung. Plötzlich kommen Provinz, ethnische Fragen, Gendertroubles, das Leben der Muslime oder auch schnöder Alltag ins Spiel. Viele Studierende entspringen einer schwarzen Mehrheitsgesellschaft. Dies spiegelt sich in Perspektiven, Sujets und Kontextualisierungen der Projekte wider. Die Studierenden sind zuerst Lernende, bald verantwortliche Organisatoren und später auch Weiterbildende. Sie „lernen, ihre Herangehensweise an ein Thema auszuhandeln, Sensibilität für Repräsentationspolitik zu entwickeln sowie mit Zeit und Logistik umzugehen. Der Umgang mit Würde und Respektist ein inhärenter Bestandteil solcher Projekte“ (John Fleetwood). Exemplarisch für die fotografische Rechercheabeit des Market Photo Workshop ist das Projekt ‚Back and Forth’. Informeller Handel ist insbesondere für Frauen aus dem hoch-inflationären Zimbabwe überlebensnotwendig. Und so folgten sechs Foto-Studierende, vier aus den jeweiligen Ländern hinzugezogene Berufsfotografen und das beratende Team den hochmobilen und unter Zeitdruck stehenden HändlerInnen. Ihr über sieben Monate erstreckendes Projekt sucht die Perspektive der Akteure. Fotos wurden oftmals aus der Hocke oder durchs Fenster eines fahrenden Busses gemacht. Wir haben John Fleetwood und Romin Khan eingeladen, um über ihre Arbeit zu innerafrikanischer Migration und neuem Rassismus im südlichen Afrika und der Megastadt Johannesburg zu sprechen.