Neue religiöse Bewegungen und Organisationen spielen in den Städten der Welt eine immer wichtigere Rolle. Sie verändern Räume und Ökonomien, sie treten als politische Akteure auf und ersetzen häufig sogar die Rolle des Staates – quer durch alle Regionen und Religionen. In Lagos fasst die größte Pfingstkirche fünfmal mehr Gläubige als das weltgrößte Fußballstadion; am Rande der Metropole wird sogar eine eigene „City of God“ errichtet. In Beirut übernehmen Islamisten den Wiederaufbau der kriegszerstörten Stadt und kontrollieren die Wohnungsversorgung. In den Favelas von Rio sind die Evangelikalen in der Drogenprävention aktiv, während in Mumbai Hindu-Nationalisten ganz offiziell an der Stadtregierung beteiligt sind. Umso erstaunlicher, dass die Stadtforschung diesem Phänomen bislang kaum Beachtung geschenkt hat.
metroZones ermöglicht mit der vorliegenden Textsammlung internationaler Autor/innen einen differenzierten Blick auf die Zusammenhänge zwischen urbaner Entwicklung und städtischen Glaubenspraktiken, zwischen dem Versprechen der religiösen Erlösung und dem der politischen Befreiung. Jenseits ideologischer Debatten um das „Wiedererstarken des Religiösen“ wird deutlich, dass die Städte zugleich Orte religiöser Innovation sind. Und sie bringen beileibe nicht nur anti-moderne, intolerante Fundamentalismen hervor.
Mit Beiträgen von Yasmeen Arif, Asef Bayat, Patrícia Birman, Enrique Dussel, Julia Eckert, Delwar Hussain, Leo Penta, Werner Schiffauer, Pablo Semán, Klaus Teschner und Asonzeh Ukah.
metroZones (Hg.)
Urban Prayers. Neue religiöse Bewegungen in der globalen Stadt
metroZones 10, Verlag Assoziation A, Berlin/Hamburg, 2011, deutsch / ISBN 978-3-935936-78-1